Sonntag, 27. August 2017

Weite Reise

Wir dürfen nochmal ausschlafen, da wir erst gegen 9 Uhr zum Flughafen angeholt werden. Auf dem Weg zum Flughafen werden wir wieder kontrolliert. Diesmal die Gendarmerie.
Immerhin, es wird vor unserem Augen am Fahrzeug abgewickelt.
Am Flughafen bekommen wir dann noch einige Lektionen in Sachen madegassische "Gesetze". Eine Mitreisende wird ausgerufen, nachdem man in ihrem Gepäck Zebuhörner gefunden hast. Diese dürfen völlig legal ausgeführt werden - die Zöllner geben sie erst gegen einen Obulus von 10000 Ariary wieder raus. Andere werden bei der Ausreise angequatscht und sollen für das Ausfüllen eines Formulars löhnen... Da klappt Sturheit - bei mir hatten sie es ja bereits bei der Einreise versucht. Sie wollten mir das passende Formular nicht ohne "Geschenk" aushändigen. Als ich zum anderen Schalter gehen wollte, ging es dann doch aber dafür extra langsam.
Bei der Sicherheitskontrolle wirds noch plumper. Eine Dame wartet in Uniform und nimmt von dem ein oder anderen  Scheine sichtbar entgegen.
Ich könnte in so einem Land auf Dauer wohl nicht leben. Wer hier aufgewachsen kennt es nicht anders. Aber wie soll man damit klarkommen?
Direkt auf den Flugfeld vor der Maschine gibt es dann nochmal eine stichprobenartige Untersuchung des Handgepäcks. Ob dies von der französischen Fluggesellschaft ausgeht, weil sie den Madegassen misstraut?
Wir sind dann 1,5h später froh in La Reunion und damit Europa, zu landen und kümmern uns erstmal um die Tickets für den Weiterflug, da auf den Ticket von Susanne für den Langstreckenflug nur standby steht und ich den Weiterflug Paris - München nicht online bestätigen konnte.
Die Dame regelt es ohne Geschenk am Schalter und hier scheint man auch wieder Geld für Druckertinte zu haben, denn die Tickets sind lesbar.
Wir können die Sicherheit auch davon überzeugen und nochmal aus dem Transferbereich zu lassen und stromern Richtung Supermarkt und Bäcker in der Nähe des Flughafens.
Es gibt leckere Samosas und Pimentbonbos (kleine herzhafte Happen) und dazu ein Dodo (das einheimische Bier). So lässt sich die Zeit bis zum Weiterflug gut überbrücken.


Die 11h nach Paris verbringen wir mit Essen und Dösen und auch wenn die Zeit in Paris etwas knapp erscheint, klappt es mit dem Flug nach München. Dort kommt dann tatsächlich auch mein Gepäck an. Die S-Bahn macht es nochmal spannend. Sie fährt nicht bis zum Ziel und ich muss in Felsmoching in die U-Bahn wechseln.  Dadurch ist am Hauptbahnhof joggen angesagt, sehr zum Leidwesen der Abteilgenossen - riecht man schon nach 26h Reise nicht gut, die Rennerei machte nicht besser....
Ab Nürnberg dann Schienenersatzverkehr. Ein Zug und eine S-Bahn werden durch zwei Busse ersetzt. Im überfüllten Bus kommt man schnell ins Gespräch. Die Dame schräg gegenüber "Das ist ja wie in Sizilien - Zustände sind das hier" regt sich ziemlich auf und sucht Bestätigung.
Da mische ich mich dann doch ein: "In Madagaskar wäre dies ein leicht besetzter Bus, es kämen auf unsere Bänke noch locker 2-3 Mitreisende. Sie hätten vielleicht noch einen großen Bastkorb auf dem Schoß mit dein Einkäufen vom Markt." "Ihr Nachbar könnte einen großen Sack Kohle dabei haben, damit seine Mutter am Abend Reis kochen kann. Mein Sitznachbar hätte vielleicht ein lebendiges Huhn dabei, was er heute Abend noch schlachten wird."" Meine Tüte wäre von Fliegen umschwirrt, weil das Zebufleisch, welches ich gekauft habe, schon ein paar Stunden am Markt in der Sonne hing." ...Die beiden Herren in der Runde (der mit dem Huhn und der mit der Kohle) stimmen ins Lachen mit ein.

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